Victor Sloan: Stadium

München Gasteig, Germany.

26.02 - 05.03. 1999

© Victor Sloan


Victor Sloans Stärke ist die Fähigkeit, lokale Aspekte in einen universalen Kontext zu transzendieren und zu zeigen, wie die Vergangenheit die Gegenwart durchdringt.

Der Künstler hat sich immer wieder künstlerisch mit dem Krieg in Nordirland sowie mit den Märschen des Oranier-Ordens in seinem Wohnort Portadown auseinandergesetzt, die historischen, politischen und religiösen Arenen Nordirlands erforscht. Dabei manipulierte er seine Fotos durch Übermalungen und andere Eingriffe und verließ so das fotografische Terrain von “Ehrlichkeit”, “Wahrheit” und “Authentizität”. Victor Sloan mißtraut den Gewißheiten der Kamera, wissend daß deren Objektivität trügerisch ist.

Nachdem er eine Fotoserie von verlassenen Basis der Roten Armee in Polen geschaffen hatte, kam er 1996 nach Berlin, um Spuren des Zweiten Weltkrieges zu fotografieren. Dabei hat Victor Sloan besonders das Olympiastadion beeindruckt, nicht weil er den nationalsozialistischen Monumentalbau gelungen findet, sondern weil er darin eine “Theaterkulisse, eine gigantisches Bühnenbild” sieht. Diese “Inszenierung” sei wohl typisch für Nazideutschland gewesen. Inszeniert wirken denn auch die Riesenstatuen von Diskuswerfern, die Victor Sloan von hinten fotografiert hat. Unbehauen und unfertig, wie sie sind, rückt er sie ins 195 Zentimeter hohe Bild. Die Nationalsozialisten wollten die Statuen nur von ihrer Schauseite betrachtet wissen. “Die kalte Architektur des Speerschen Olympiastadions” hat der künstler so fotografiert, daß die Fotos wie eine abstrakte komposition wirken. Dennoch wird aber der Betracherbilck auf Details gelenkt. Das Gleiche gilt für das Foto von der auf Boden ruhenden Olympiagloche mit dem Einschußloch sowie für den Steinhaufen, von Bulldozern aufgetürmte geschichtliche Ablagerungen, aufgenommen kurz vor Baubeginn des Museums “Topographie des Terrors”.

Im kontrast und zur Ergänzung zu den großformatigen Schwarzweißfotos zeigt Victor Sloan einen Videofilm. Dises Video entstand durch Abfilmen eines alten 8mm-Streifens, den der Künstler bei seinen Eltern fand. Er zeigt eine Szene aus einem Our Gang-Film. Our Gang heiß eine aus kildern bestehende komikertruppe, die seit Anfang der 20er bis Mitte der 40er Jahre in zahlreichen kurzfilmen des Produzenten Hal Roach auftrat. Die Fernsehfassungen der Slapsticknummern vonOur Gang wurden unter den Titel The Little Rascals (Die kleinen Strolche) gesendet.

Das Video erinnert nicht zuletzt daran, daß die faschistiscnen Rassenideologen die Beteiligung afrikanisch-amerikanischer Sportler an den Olympischen Spielen von 1936 propagandistisch auszuschlachten suchten.

Victor Sloan lebt und arbeitet in Portadown, Nordirland. Seine fotografischen Arbeiten wurden in Einzelund und Gruppenausstellungen u.a. in Nordirland, Irland, England, Schottland, Deutschland, Polen, Schweden, in der USA, in Kanada, Mexiko, Brasilien, Hongkong,

Frankreich, Spanien und Slowenien gezeigt.

Eine Austellung des British Council in Zusammenarbeit mit galerie + edition caoc, Berlin

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